Parthenope
„Parthenope“ bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Mythos und moderner Biografie. Sorrentinos Film greift das Motiv der Sirene auf und verwebt es mit einer Geschichte, die zugleich intim und weit ausgreifend wirkt. Dabei entsteht ein Drama, das sich nicht auf äußere Ereignisse beschränkt, sondern die Frage nach Identität und Zugehörigkeit in den Mittelpunkt rückt. Zwischen gesellschaftlichen Veränderungen und persönlicher Suche entfaltet sich ein Werk, das Erwartungen an das italienische Autorenkino weckt.
- Amazon Prime Video (Video-on-Demand)
- Celeste Dalla Porta, Paola Calliari, Martina Attanasio (Schauspieler)
- Paolo Sorrentino(Regisseur) - Paolo Sorrentino(Autor) - Ardavan Safaee(Produzent)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Von den Ufern Posillipos bis zu den Straßen Neapels entfaltet sich Parthenopes Lebensweg. Liebe, Verlust und Schuld formen ihren Blick auf die Welt, während Begegnungen mit Intellektuellen, Geistlichen und Verbrechern ihre Haltung herausfordern. Die Kulissen Capri und Trient spiegeln immer wieder den Kontrast zwischen Verlockung und Rückzug. Wie verändert sich ein Leben, das von Beginn an mit einer Legende verbunden bleibt?
Besetzung / Darsteller, Regie und Drehorte
„Parthenope“ ist ein Drama von Paolo Sorrentino, das 2024 seine Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes feierte. Die italienisch-französische Koproduktion dauert 136 Minuten, besitzt eine Altersfreigabe ab 16 Jahren und soll im April 2025 in Deutschland erscheinen. Sorrentino übernahm neben der Regie auch das Drehbuch, während Lorenzo Mieli, Ardavan Safaee, Paolo Sorrentino und Anthony Vaccarello produzierten. Die Kameraarbeit führte Daria D’Antonio, der Schnitt stammt von Cristiano Travaglioli. Die Filmmusik komponierte Lele Marchitelli. Gedreht wurde unter anderem in Neapel und auf Capri, wobei die Schauplätze eng mit der mythologischen Figur Parthenope verbunden sind.
Die Besetzung umfasst Celeste Dalla Porta als junge Parthenope und Stefania Sandrelli als ältere Parthenope. Silvio Orlando verkörpert Devoto Marotta, Luisa Ranieri spielt Greta Cool, Peppe Lanzetta tritt als Kardinal Tesorone auf und Isabella Ferrari ist als Flora Malva zu sehen. Bei den David di Donatello 2025 erhielt der Film mehrere Nominierungen, darunter für die Kategorien Bester Film, Beste Regie und Bestes Drehbuch. Zudem gab es Anerkennungen für Kamera, Schnitt, visuelle Effekte, Szenenbild, Make-up und Frisuren. Internationale Festivals wie Cannes, San Sebastian und Haugesund führten „Parthenope“ ebenfalls im Wettbewerb. Das Einspielergebnis beträgt bisher rund 11,2 Millionen Dollar.
Handlung und Story vom Film „Parthenope“
1950 bringt die wohlhabende Familie Di Sangro in den Gewässern bei Posillipo ein Mädchen zur Welt. Ihr Bruder Raimondo, der Hausmädchensohn Sandrino und der Gönner Achille Lauro begleiten die Geburt. Sie tauft das Mädchen Parthenope, als Hommage an Neapel. Die Familie verwöhnt sie, sodass sie behütet aufwächst. Später, in den späten 1960er-Jahren, entwickelt Parthenope bewundernswerte Intelligenz sowie unermessliche Schönheit. Sandrino ist von Jugendliebe erfüllt, während Raimondo in obsessiver Weise Zuneigung zeigt. Sie besucht die Anthropologievorlesungen bei Professor Devoto Marotta, der für seine Strenge bekannt ist. Beide entwickeln daraufhin ein Verhältnis respektvoller Spannung zueinander.
1973 schlägt Raimondo eine Reise nach Capri vor, wo er eine reiche Erbin umwerben will. Parthenope folgt ihm gemeinsam mit Sandrino, obwohl sie Raimondos Verletzlichkeit erkennt. Dort weckt sie die Aufmerksamkeit des Schriftstellers John Cheever und eines reicheren Unternehmers. Cheever vermittelt ihr Leichtigkeit, doch sie lehnt Verführung durch materiellen Wohlstand ab. Raimondo versucht, die Erbin zu küssen, erkennt aber, dass seine Liebe nur Parthenope gilt. Als Sandrino Parthenope körperlich nahekommt, nimmt Raimondo sich erschüttert das Leben. Infolge dessen wenden sich ihre Eltern von ihr ab. Parthenope trägt an der Schuld innerlich ein tiefes Trauma davon.
Entmystifikation von Ruhm und Macht
1974 ringt Parthenope mit Schuldgefühlen und bittet Marotta um Hilfe bei einer Abschlussarbeit über Suizid. Er leitet sie lieber zur Untersuchung von Wundern als kulturellem Phänomen. Kurz darauf probiert sie sich als Schauspielerin, doch Begegnungen mit der maskierten Diva Flora Malva und der ernüchterten Greta Cool zeigen ihr, dass Ruhm tiefe Einsamkeit bergen kann. Dann trifft sie den Camorra-Boss Roberto Criscuolo in Neapels Armenvierteln. Dort erlebt sie ein öffentliches Ritual, bei dem rivalisierende Familien einen neuen Bund durch ein Kind schließen. Sie wird schwanger, entscheidet sich für einen Abbruch und bricht Sandrino gegenüber empathielos. Sie macht ihm Vorwürfe wegen Raimondos Tod und drängt sich emotional von ihm weg.
1982 etabliert sich Parthenope als angesehene Anthropologin. Sie erhält den Auftrag, über das Wunder des Blutes des heiligen Januarius zu schreiben. Marotta warnt sie vor Kardinal Tesorone, den sie dennoch aufsucht. Er versucht sexuelle Nähe, die sie akzeptiert; just in diesem Moment verflüssigt sich das Blut. Marotta kündigt seinen Rückzug aus der Lehre an und animiert sie, sich auf eine Professur in Trient zu bewerben. Erst lehnte sie wegen ihrer Liebe zu Neapel ab. Doch nachdem sie Marottos behinderten Sohn trifft, erkennt sie neue Perspektiven. Jahre später kehrt sie als Pensionärin nach Neapel zurück, verarbeitet ihren Verlust und lächelt, während Napoli-Fans eine Meisterschaft feiern.
Fazit und Kritiken zum Film „Parthenope“
„Parthenope“ verdient Anerkennung für seine visuelle Kühnheit, doch diese Dominanz schwächt den Sinn für emotionale Verbindlichkeit. Die Inszenierung entfaltet beeindruckende Bildkraft, aber die Hauptfigur bleibt zu oft in rätselhafter Distanz verborgen. Eine Szene auf Capri, in der Parthenope von Bewunderern umringt ist und sich selbst als Objekt erkenntlich zeigt, beeindruckt durch Bildkomposition. Zugleich verfestigt sie das Gefühl, dass die Figur mehr Dekor als Substanz besitzt. Dieser Mangel an seelischer Greifbarkeit zieht sich durch das Werk.
Der Film versucht, Fragen zur Einsamkeit und Selbstentfaltung zu stellen, verliert sich jedoch in stilistischer Überhöhung. Die Begegnung mit dem Kardinal, die spirituell angedeutet ist, bleibt schattenhaft und eröffnet kein emotionales Mehr. Doch gerade der Verzicht auf eindeutige Charakterzeichnungen schafft eine gewisse kühle Reflexion. Diese Ambiguität lässt das Werk als ambitioniertes, ästhetisches Statement erscheinen, das oft stärker in seiner Form wirkt als in seiner menschlichen Relevanz.