Philadelphia
„Philadelphia“ gehört zu jenen Filmen, die gesellschaftliche Entwicklungen nicht nur abbilden, sondern inmitten von Widerständen dokumentieren. Als Drama aus den frühen 1990ern verknüpft er juristische Präzision mit einem persönlichen Kampf, der tiefer reicht als Paragraphen. Die damalige Haltung gegenüber AIDS und Homosexualität wirkt heute rückblickend erschreckend greifbar. Die Geschichte entfaltet sich nicht als Lehrstück, sondern als klares Bild einer Zeit, die viele verdrängen wollten.
- Amazon Prime Video (Video-on-Demand)
- Tom Hanks, Denzel Washington, Antonio Banderas (Schauspieler)
- Jonathan Demme(Regisseur) - Edward Saxon(Produzent)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Im Zentrum steht der Anwalt Andrew Beckett, der aufgrund seiner HIV-Erkrankung entlassen wird. Er will sich wehren und sucht juristischen Beistand. Dabei trifft er auf Joe Miller, einen Mann mit Vorbehalten – und einem Gewissen. Was zunächst wie eine Zweckgemeinschaft wirkt, entwickelt sich zu einer Begegnung, die beide verändert. Während Beckett an Kraft verliert, gewinnt Miller an Haltung. Wie sehr kann ein Mensch über sich hinauswachsen, wenn er gezwungen wird, neu hinzusehen?
Besetzung / Darsteller, Regie und Drehorte
Der Film „Philadelphia“ erschien 1993 unter der Regie von Jonathan Demme. Das Drehbuch schrieb Ron Nyswaner, während Demme zusammen mit Edward Saxon auch die Produktion übernahm. Tom Hanks spielt die Hauptfigur Andrew Beckett, Denzel Washington verkörpert den Anwalt Joe Miller. In weiteren Rollen sind Jason Robards als Charles Wheeler, Mary Steenburgen als Belinda Conine, Antonio Banderas als Miguel Alvarez, Joanne Woodward als Sarah Beckett und Robert W. Castle als Bud Beckett zu sehen. Die Kameraarbeit stammt von Tak Fujimoto, den Schnitt übernahm Craig McKay. Die Musik lieferten Howard Shore, Bruce Springsteen, Neil Young und Peter Gabriel.
„Philadelphia“ wurde vor Ort in Philadelphia gedreht, unter anderem im City Hall, der Universitätsbibliothek und dem Spectrum. Der Film thematisiert den gesellschaftlichen Umgang mit AIDS und Homosexualität. Er erhielt weltweit große Anerkennung. Tom Hanks gewann für seine Rolle unter anderem den Oscar, den Silbernen Bären sowie den Golden Globe. Bruce Springsteen erhielt einen Oscar, einen Golden Globe und einen Grammy für den Song „Streets of Philadelphia“. Neil Youngs gleichnamiger Titel wurde ebenfalls nominiert. Der Film dauerte 125 Minuten, hat eine FSK 12 und spielte weltweit rund 207 Millionen US-Dollar ein.
Handlung und Story vom Film „Philadelphia“
Andrew Beckett arbeitet als erfolgreicher Anwalt in einer angesehenen Kanzlei in Philadelphia. Dort schätzt man seine Arbeit, sein Aufstieg zum Partner scheint sicher. Doch Beckett lebt mit zwei Geheimnissen: Er ist homosexuell und HIV-positiv. Als sich seine Erkrankung zunehmend bemerkbar macht, verliert er abrupt seinen Job. Die Kanzlei behauptet, ein grober Fehler im Verfahren habe zur Kündigung geführt. Beckett vermutet jedoch, dass seine sexuelle Orientierung und seine Erkrankung die wahren Gründe sind. Entschlossen will er sich gegen diese Diskriminierung wehren und reicht Klage ein.
Bei der Suche nach einem Anwalt stößt Beckett auf zahlreiche Absagen. Viele meiden ihn aus Angst oder Vorurteilen. Schließlich wendet er sich an Joe Miller, den er bereits aus einem früheren Fall kennt. Miller zeigt sich zunächst ablehnend und misstrauisch. Auch persönliche Berührungsängste und die Angst vor Ansteckung halten ihn zurück. Doch ein diskriminierender Vorfall in einer Bibliothek lässt ihn umdenken. Er erkennt, wie unfair Beckett behandelt wird, und beginnt langsam, seine Haltung zu hinterfragen.
Ein stiller Abschied
Mit wachsendem Einblick in Becketts Leben erkennt Miller die Ausgrenzung, die sein Mandant erfährt. Die enge Zusammenarbeit konfrontiert ihn mit seinen eigenen Vorurteilen. Seine Frau Lisa unterstützt ihn und bestärkt ihn in seiner Entscheidung, den Fall zu übernehmen. Zwischen den beiden Männern entsteht Respekt. Für Beckett geht es längst nicht mehr nur um Gerechtigkeit. Er weiß, dass er den Ausgang des Verfahrens möglicherweise nicht mehr erleben wird. Trotzdem gibt er nicht auf, und auch Miller lässt sich nicht mehr von seinem Weg abbringen.
Im Gerichtssaal kämpft Miller entschlossen für Becketts Rechte. Er entlarvt die Argumente der Kanzlei als vorgeschoben und lässt Beckett offen über seine Erkrankung sprechen. Der körperlich geschwächte Mandant bricht während der Verhandlung zusammen. Die Aussagen einzelner Kanzleipartner zeigen erste Brüche in der internen Haltung. Nach dem gewonnenen Prozess überbringt Miller die Nachricht an Beckett im Krankenhaus. Kurz darauf stirbt Beckett. Bei einer Gedenkfeier erinnern sich Familie, Freunde und Wegbegleiter an ihn – und auch Joe Miller, der inzwischen einen tiefgreifenden Wandel vollzogen hat.
Fazit und Kritiken zum Film „Philadelphia“
„Philadelphia“ entwickelt seine Wirkung durch klare Figurenkonflikte und einen konzentrierten Erzählverlauf. Der Film meidet jedes Übermaß und bleibt dennoch beweglich in seinen Perspektiven. Besonders in der Szene, in der Andrew Beckett seinem Anwalt eine Opernarie vorspielt, erreicht der Film einen Moment stiller Intensität, ohne ihn künstlich zu dramatisieren. Diese Szene arbeitet nicht mit Pathos, sondern mit Präsenz. Sie zeigt keine Trauerpose, sondern den Versuch, Würde zu bewahren. Genau darin liegt die Stärke des Film: Er zwingt niemanden zu Mitleid, sondern konfrontiert mit Haltung.
Gleichzeitig verliert der Film in manchen Dialogen an Genauigkeit. Gerade die Konfrontationen mit den Vertretern der Kanzlei wirken stellenweise formelhaft. Einige Argumente wiederholen sich, ohne neue Facetten zu bieten. Der Film bleibt zwar in der Anlage präzise, doch nicht jeder Nebenstrang erhält ausreichend Raum. Dennoch überzeugt die Erzählweise, weil sie ihre Figuren ernst nimmt und moralische Fragen nicht didaktisch abhandelt. Wer sich mit dem Verlauf beschäftigt, erkennt ein klar strukturiertes Drama, das mehr durch Konfrontation als durch Erklärung funktioniert. Dabei verzichtet der Film konsequent auf dramatische Verkürzungen – ein seltener, aber wirkungsvoller Ansatz.