The Ugly Stepsister
„The Ugly Stepsister“ nähert sich dem Aschenputtel-Motiv mit Skalpell und Spott. Der Film wählt drastische Bilder, um weibliche Selbstbilder und familiäre Machtverhältnisse zu zerlegen. Schönheitswahn, Kontrolle und soziale Ungleichheit verbinden sich zu einem alptraumhaften Reigen, in dem Moral kaum Platz findet. Was bleibt, sind Körper, die sprechen – durch Wunden, Schwäche und Ekel.
- Amazon Prime Video (Video-on-Demand)
- Lea Myren, Ane Dahl Torp, Thea Sofie Loch Næss (Schauspieler)
- Emilie Blichfeldt(Regisseur) - Emilie Blichfeldt(Autor) - Maria Ekerhovd(Produzent)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Rebekka will ihre Tochter Elvira auf den Thron zwingen, koste es, was es wolle. Der Weg dorthin führt durch Demütigung, Neid und Verstümmelung. Agnes, die Stiefschwester, gerät zwischen die Fronten und trägt am Ende selbst ein Krönchen. Aber was wie ein Triumph wirkt, bleibt ambivalent. Ist das Märchen wirklich vorbei, wenn Blut auf dem Parkett klebt?
Besetzung / Darsteller, Regie und Drehorte
Der Horror-Komödienfilm „The Ugly Stepsister“ stammt von Regisseurin Emilie Blichfeldt, die auch das Drehbuch schrieb. In ihrem Langfilmdebüt inszeniert sie eine düstere Variante des Aschenputtel-Stoffs. Lea Myren spielt Elvira, Thea Sofie Loch Næss verkörpert Agnes. Ane Dahl Torp tritt als Rebekka auf, während Flo Fagerli in der Rolle der Alma zu sehen ist. Isac Calmroth spielt Prince Julian, Malte Gårdinger übernimmt Isak. Ralph Carlsson tritt als Otto auf, Isac Aspberg spielt The Feinschmecker, Albin Weidenbladh The Omnivorous.
Gedreht wurde der Film im Jahr 2020 in Polen, vor allem auf Schloss Gołuchów und in der Ruine eines Zisterzienserklosters nahe Lubiaz. Für die Kameraarbeit war Marcel Zyskind verantwortlich, der zuvor mit Viggo Mortensen und Mary Harron arbeitete. Produzentin war Maria Ekerhovd, den Schnitt übernahm Olivia Neergaard-Holm. Vilde Tuv komponierte die Musik. Die Weltpremiere fand am 23. Januar 2025 beim Sundance Festival statt. Anschließend lief der Film bei mehreren internationalen Festivals. In Deutschland startet „The Ugly Stepsister“ am 5. Juni 2025 im Kino.
Handlung und Story vom Film „The Ugly Stepsister“
Elvira und Alma leben mit ihrer Mutter Rebekka, die Otto heiratet, um gesellschaftlichen Aufstieg zu erlangen. Doch der Plan scheitert: Otto stirbt in der Hochzeitsnacht, war mittellos und hatte es nur auf Rebekkas Geld abgesehen. Rebekka wird zur Stiefmutter von Agnes, Ottos Tochter, die ihre neue Familie verachtet. Um ihre finanzielle Lage zu retten, will Rebekka Elvira mit Prinz Julian verheiraten. Da Alma noch zu jung ist, konzentriert sich Rebekka ganz auf Elvira – obwohl sie deren Chancen auf den selbstverliebten Prinzen realistisch einschätzt.
Rebekka zwingt Elvira zu drastischen Maßnahmen. Sie unterzieht sich schmerzhaften Schönheitsprozeduren, schluckt sogar einen Bandwurm, um abzunehmen. Agnes dagegen scheint mühelos zu glänzen – was Elviras Neid entfacht. Als Elvira beobachtet, wie Agnes sich heimlich mit Isak trifft, verrät sie ihre Stiefschwester. Rebekka reagiert hart: Agnes wird zur Hausmagd degradiert und nur noch spöttisch „Cinderella“ genannt. Währenddessen verliert Elvira zunehmend Kraft, wird blass und beginnt, körperlich zu zerfallen. Trotzdem bereitet sie sich auf den königlichen Ball vor.
Die Macht der Mutter
Ein Ballkleid und eine Perücke sollen Elvira helfen, doch ein Zwischenfall mit dem Händler eskaliert. Agnes wird bedrängt, wehrt sich und muss die Szene beseitigen. Als sie später ein Kleid besitzt, zerreißt Elvira es voller Wut. Alma erlebt nachts ihre erste Blutung, die sie ängstigt. Agnes trauert weiter um ihren Vater, als plötzlich ihre leibliche Mutter erscheint. Sie überreicht ihr Schuhe und warnt vor Mitternacht. Magische Seidenraupen reparieren ihr Kleid. Beim Ball fasziniert Elvira den Prinzen kurz, aber Agnes überstrahlt sie sofort. Elvira flieht und erbricht Bandwurmeier.
Zurück zu Hause erkennt Elvira, dass Agnes den Schuh verlor, den der Prinz sucht. Sie zwingt sie zur Herausgabe des zweiten und beginnt, ihre Zehen abzuschneiden, um hineinzupassen. Rebekka hilft ihr dabei, Alma sieht schockiert zu. Am nächsten Morgen versucht Elvira, sich dem Prinzen zu präsentieren, doch sie stürzt die Treppe hinunter. Verwundet erkennt sie, dass der Prinz längst Agnes gefunden hat. Elvira gibt auf, nimmt das Gegenmittel und befreit sich vom Bandwurm. Alma und Elvira verlassen Rebekka, die sich bereits neuen Plänen hingibt.
Fazit und Kritiken zum Film „The Ugly Stepsister“
„The Ugly Stepsister“ setzt auf körperliche Überzeichnung und grotesken Humor, um die Märchenstruktur zu brechen. Der Film greift klassische Rollenbilder frontal an, indem er seine Hauptfigur systematisch deformieren lässt. Besonders drastisch wirkt die Szene, in der Elvira sich die Zehen abschneidet – sie zeigt den Höhepunkt familiären Drucks, den der Film über weite Strecken konsequent ausspielt. Diese Radikalität wirkt zwar verstörend, aber nie beliebig. Die Erzählung verzichtet bewusst auf emotionale Führung und zwingt das Publikum, Distanz zu wahren. Dadurch verliert der Film in manchen Momenten an Wucht, weil kein klarer Bezug entsteht.
Zugleich gelingt es, soziale Dynamiken innerhalb einer dysfunktionalen Familie präzise zu zeigen. Elviras körperlicher Verfall steht dabei immer im Schatten einer Mutter, die Macht mit Fürsorge verwechselt. Einzelne Figuren bleiben dabei unterentwickelt – etwa Alma, deren Perspektive kaum Raum bekommt. Dennoch überzeugt die Inszenierung mit konsequenter Stilistik und klarer Linie. Der absurde Ton pendelt zwischen Satire und Horror, ohne ins Lächerliche zu kippen. Gerade die Szenen im Schloss schaffen einen kalten, ausweglosen Rahmen. So bleibt ein Film, der provoziert, aber nicht alle Fragen beantworten will und gerade dadurch lange nachwirkt.