A Beautiful Day
Im Thriller-Drama „A Beautiful Day“ verschiebt sich die Grenze zwischen Opfer, Täter und Erlösung. Der Film bleibt seinem düsteren Ton treu, meidet klassische Erzählmuster und wirft einen nüchternen Blick auf Gewalt und Erinnerung. Er bewegt sich jenseits gängiger Spannungskurven und verweigert vertraute Handlungsschemata. Stattdessen rückt er die mentale Verfasstheit seines Protagonisten in den Mittelpunkt.
- Amazon Prime Video (Video-on-Demand)
- Joaquin Phoenix, Katerina Samsonov, Judith Roberts (Schauspieler)
- Lynne Ramsay(Regisseur) - Lynne Ramsey(Autor) - Rosa Attab(Produzent)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Ein ehemaliger Soldat erhält den Auftrag, ein verschwundenes Mädchen zu befreien. Was als gezielter Einsatz beginnt, entwickelt sich zu einer persönlichen Grenzerfahrung. Die Suche nach dem Kind führt ihn durch eine Welt aus Korruption, Verlust und Desorientierung. Alte Wunden brechen auf, während neue entstehen. Am Ende bleibt nur eine stille Begegnung in einem Diner, unaufgelöst, offen und zugleich erschöpft. Wohin führt ein Kampf, wenn das Ziel plötzlich verschwindet?
Besetzung / Darsteller, Regie und Drehorte
„A Beautiful Day“ (Originaltitel: „You Were Never Really Here“) erschien 2017 unter der Regie von Lynne Ramsay. Die Filmemacherin schrieb auch das Drehbuch und war an der Produktion beteiligt, gemeinsam mit Rosa Attab, Pascal Caucheteux, Rebecca O’Brien und James Wilson. Die Kamera führte Thomas Townend, der Schnitt stammt von Joe Bini. Die Musik komponierte Jonny Greenwood. Gedreht wurde in Brooklyn, New York, an 29 Tagen im September 2016. Die Uraufführung fand am 27. Mai 2017 bei den Filmfestspielen in Cannes statt, der deutsche Kinostart folgte am 26. April 2018. Der Film ist ein Thriller-Drama, dauert 90 Minuten und erhielt eine FSK-16-Freigabe.
Joaquin Phoenix spielt Joe, einen traumatisierten Ex-Soldaten, der vermisste Kinder rettet. Ekaterina Samsonov verkörpert Nina, das entführte Mädchen. Alex Manette spielt Senator Votto, Alessandro Nivola dessen Gegenspieler Governor Williams. Judith Roberts ist als Joes Mutter zu sehen, John Doman spielt John McCleary. Bei den Filmfestspielen in Cannes gewann Joaquin Phoenix den Preis als Bester Darsteller, Lynne Ramsay erhielt den Preis für das Beste Drehbuch. Jonny Greenwood und das Sound-Team wurden bei den British Independent Film Awards ausgezeichnet. Der Film spielte weltweit rund 9,4 Millionen Dollar ein.
Handlung und Story vom Film „A Beautiful Day“
Joe lebt in New York mit seiner demenzkranken Mutter und zieht sich aus der Welt zurück. Als Kriegsveteran mit traumatischer Vergangenheit kämpft er gegen seine inneren Dämonen. Neben Flashbacks und Selbstverletzung nutzt er Aufträge als Ventil. Sein Alltag besteht aus Gewalt gegen Männer, die Mädchen sexuell ausbeuten. Seine Mittel sind brutal, doch seine Motive wirken zielgerichtet. Beauftragt wird Joe über seinen alten Kontakt John McCleary. Die Bezahlung läuft diskret über Mittelsmänner wie Angel, der einen kleinen Supermarkt betreibt. Währenddessen bleibt sein Leben von Erinnerungen an Missbrauch und Krieg durchzogen.
Ein neuer Auftrag zwingt Joe, seine gewohnte Vorgehensweise zu verlassen. Senator Votto bittet ihn, seine Tochter Nina zu retten, ohne die Polizei einzuschalten. Die Spur führt Joe zu einem Bordell in Manhattan. Dort kämpft er sich mit einem Hammer durch das Gebäude, bis er Nina findet. Sie steht unter Drogen und zeigt kaum Reaktion. Joe bringt sie in Sicherheit und mietet ein Hotelzimmer. Kurz darauf erfährt er aus dem Fernsehen, dass sich Votto das Leben genommen hat. Die Polizei stürmt das Zimmer. Nina wird erneut verschleppt.
Ein stiller Neubeginn im Diner
Joe erkennt, dass der Fall größere Kreise zieht. Er findet McCleary ermordet und auch seine Mutter tot im Bett. Die Angreifer sind noch im Haus. Einer stirbt sofort, der andere verrät, dass Gouverneur Williams Nina in seiner Gewalt hat. Joe fährt mit der Leiche seiner Mutter an einen abgelegenen See. Er will mit ihr untergehen, entscheidet sich aber im letzten Moment dagegen, als ihm Nina in den Sinn kommt. Er schwimmt zurück an die Oberfläche, nimmt neue Kraft und beschließt, Williams zu konfrontieren.
Am Anwesen des Gouverneurs richtet Joe ein weiteres Blutbad an. Doch Williams ist bereits tot. Nina hat ihm mit einem Rasiermesser die Kehle aufgeschlitzt. Joe fühlt sich überflüssig, da sie sich selbst befreien konnte. Er und Nina sitzen schließlich in einem Diner. Beide wirken orientierungslos. Joe schläft kurz ein und träumt von seinem Suizid. Doch Nina weckt ihn und sagt, dass draußen ein schöner Tag sei. Ihre Worte markieren den ersten Hoffnungsschimmer, der über das Erlebte hinausweist.
Fazit und Kritiken zum Film „A Beautiful Day“
„A Beautiful Day“ wählt einen radikal reduzierten Erzählansatz, der Gewalt nicht inszeniert, sondern nüchtern dokumentiert. Die Szenen wirken fragmentiert, oft wirken Übergänge wie ausgespart. Diese Lücken fordern Konzentration, erzeugen aber auch Distanz. Die Geschichte bewegt sich nicht stringent, sondern springt zwischen innerer Wahrnehmung und äußerer Handlung. Dabei fällt auf, wie stark der Film auf Andeutungen setzt. Eine Szene im Hotel, in der Joe sich schweigend neben dem sterbenden Angreifer auf den Boden legt, fasst den Ton präzise zusammen: ruhig, ungewohnt, beklemmend direkt. Der Film meidet jede Form von emotionaler Überhöhung, was zugleich konsequent und sperrig wirkt.
Schwächen entstehen dort, wo der Plot auf politische Zusammenhänge verweist, ohne diese näher zu definieren. Die Figur des Gouverneurs bleibt rein funktional, ohne Tiefe oder Relevanz für Joes Konflikt. Dadurch wirkt der größere Rahmen konstruiert. Stärke gewinnt der Film dagegen durch seine Perspektivtreue. Joes Zustand prägt Tempo, Wahrnehmung und Rhythmus. Der Film zwingt dazu, seinem Blick zu folgen, ohne Erklärungen zu liefern. Das funktioniert eindrucksvoll, lässt aber kaum Raum für andere Deutungen. Wer klassische Strukturen erwartet, dürfte enttäuscht sein. Wer Geduld mitbringt, erkennt hier eine kompromisslose Arbeit mit hohem Eigenwillen.

