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Loseblattwerke und phantastische Lexika: Corian Verlag stellt Arbeit ein

Loseblattwerke und phantastische Lexika: Corian Verlag stellt Arbeit ein

Die Digitalisierung bringt viele Vorteile mit sich, aber eben nicht nur. Einerseits lassen sich heute viele Informationen kostenlos abrufen, andererseits verlieren Verlage immer mehr ihre Grundlagen. Dabei sind sie es, die oft das Geld in die Recherche und Arbeit stecken, damit Informationen überhaupt aufbereitet werden können. Am Ende ist es wohl auch eine Geldfrage, allerdings hat Heinrich Wimmer die Sache auch schon sehr lange gemacht und steuert auf seinen Ruhestand zu.

Wimmer hat 1983 den Corian Verlag gegründet, der jetzt aber seine Arbeit einstellen wird. In den über 35 Jahren konnte man zahlreiche Publikationen zu den Themen Science-Fiction, Horror, Krimis, Kinderbücher, Comics und Film herausbringen. Besonders bekannt war der Verlag für seine Loseblattwerke, die aber schon vor rund zehn Jahren eingestellt wurden. Alle Informationen zum Corian Verlag gibt es in diesem Artikel.

Der Corian Verlag hört auf

Es gibt große und kleinere Verlage. Bei letzteren ist es nicht zwangsläufig der Erfolg, an dem es mangelt, aber man spezialisiert sich auf bestimmte Bereiche. Das war auch beim Corian Verlag der Fall, der 1983 von Heinrich Wimmer gegründet wurde. Der Buchverlag hatte seinen Sitz in Meitingen bei Augsburg und spezialisierte sich auf Loseblattwerke. Dabei handelt es sich im Grunde mehr um Ordner als um eigentliche Bücher. Die Seiten werden einzeln eingeheftet, sodass solche Bücher nachträglich noch erweitert werden können. Diese spezielle Form ist zwar selten, aber für bestimmte Werke besonders gut geeignet.

Spezialisiert hat sich der Verlag auf bestimmte Themengebiete, zu denen Science-Fiction, Horror, Krimis, Comics und Film gehörten. Somit konnte man ein festes Publikum ansprechen und über die Jahre immer wieder Ergänzungslieferungen für die Loseblattwerke liefern. Allerdings ging dem Verlag mit der Zeit die Puste aus, was nicht zuletzt am Internet lag, das einfach mit Informationen schneller war und noch dazu kostenlos. Schon in den 2010ern wurden die Loseblattwerke daher aufgegeben. Bis Ende des Jahres wird das Verlagsgeschäft eingestellt, was auch von den Autoren mit Bedauern aufgenommen wurde.

Loseblattsammlung des Verlags

Loseblattsammlung des Verlags Die Loseblattsammlungen waren einerseits beliebt, andererseits gab es auch Kritik. Bibliotheken nehmen solche Werke nur ungern auf, da damit Probleme mit dem Verleihen einhergehen. Auf der anderen Seite gibt es die Kritik, dass die Kosten am Ende höher als bei einem normalen Fachbuch wären. Für den Corian Verlag war es aber die Möglichkeit, bestimmte Werke nach und nach optimal zu ergänzen, ohne dass neue Versionen erscheinen müssen. Gerade die Lexika und Enzyklopädien boten sich für dieses Format an und haben entsprechend auch viele Abnehmer gefunden, die das Einstellen des Programms bedauert haben.

Besonders beliebt waren die Loseblattsammlungen wie “Bibliographisches Lexikon der utopisch-phantastischen Literatur”, die “Enzyklopädie des phantastischen Films”, das “Bibliographische Lexiko der utopisch-phantastischen Literatur – Verlags- und Reihenbibliographien” oder auch der “Werkführer durch die utopisch-phantastische Literatur.” Auch das “Lexikon der Comics” konnte sich großer Beliebtheit erfreuen und kam am Ende auf 11 Ordner, in dem sich 285 Werk-Einträge und 191 Biografien sowie 40 Themen-Einträge befanden. Das Lexikon wurde von 1991 bis 2011 von Marcus Czerwionka herausgegeben und nach der 76. Ergänzungslieferung eingestellt. Eine Digitalisierung hat leider nicht stattgefunden.

Weitere Werke im Portfolio

Weitere Werke im Portfolio Neben den Loseblattwerken gab es om Corian Verlag auch noch andere Werke, die in normaler Buchform erschienen sind. Dabei lag der Fokus auf dem Theme phantastischer Film. Hervorzuheben ist beispielsweise das Buch “Fritz Lang – Metropolis und Die Frau im Mond”. In dem Buch ging es zurück in die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts, als das Kino erstmals große Filme im großen Stil produzierte. “Metropolis” von Fritz Lang steht besonders für diese beeindruckende Filmgeschichte. Das Werk behandelte zudem die Themen “Zukunftsfilm und Zukunftstechnik in der Stabilisierungszeit der Weimarer Republik”. Andere Bücher zu Filmen waren “Organischer Horror”, “William Castle oder Die Macht der Dunkelheit” und “Zug zu den Sternen”.

Interessant war auch die Buchreihe “Edition Futurum”, in der man sich Autoren von Science Fiction und Fantasy gewidmet hat. So entstanden faszinierende Porträts, die es erlaubten, hinter die Kulissen zu schauen. Werke dieser Reihe waren unter anderem “Lesebuch ddt SF”, “MZ Bradleys ‘Darkover’” und “Feministische Utopien”. Mit “Isaac Asimov”, “H .P. Lovecraft” und “J. R. R. Tolkien” widmete sich die Reihe drei der ganz großen Autoren der Science-Fiction, des Horrors und der Fantasy. Verschiedene Autoren haben sich in diesen Werken zu den Autoren geäußert. Kapitel in dem Tolkien-Werk sind unter anderem “Marion Zimmer Bradley: Von Helden und Halblingen” sowie “Dieter Petzold: Tolkiens Kosmos”.

Fazit zum Ende des Corian Verlag

Fazit zum Ende des Corian Verlag Die Vielfalt fantastischer Literatur ist groß, sodass eine Einordnung und genaue Werkschau enorm bereichernd sein kann. Seit 1983 hat der Corian Verlag seinen Teil dazu beigetragen, eine solche Übersicht zu liefern. Mit zahlreichen Werken, die meist als Loseblattsammlungen erschienen, konnte man für Ordnung im Chaos der vielen Veröffentlichungen sorgen. Leider gab es schon seit einigen Jahren keine neuen Sammlungen dieser Art oder Ergänzungen und jetzt wurde bekanntgegeben, dass der Corian Verlag bis Ende des Jahres komplett seine Pforten schließen wird. Für Heinrich Wimmer, der den Verlag 1983 gegründet hat, soll es damit in den Ruhestand gehen. Viele der Publikationen sind heute noch gebraucht zu haben, unter anderem sind sie auf dem Leseland Festival in Hessen zu finden.